Hinweis: Todesfälle nach kurzer Zeit

Fragen rund um Schneckenhäuser, Häutung & Hauswechsel.
Dazu alles über bekannte Krankheiten der Landeinsiedlerkrebse.
Gesperrt
Benutzeravatar
Curlz
L-LEK
Beiträge: 7289
Registriert: Freitag 17. April 2009, 19:43
Landeinsiedler in Pflege: 40
Kontaktdaten:

Hinweis: Todesfälle nach kurzer Zeit

Beitrag von Curlz »

Hallo zusammen,

immer wieder sind Bericht zu lesen über Todesfälle von Landeinsiedlerkrebsen kurz nachdem sie gekauft wurden. (C. perlatus besonders stark betroffen)
Das passiert auch wenn sämtliche Haltungsbedingungen und -Paramater in Ordnung sind. Davon sind Neulinge und langjährige LEK Pfleger betroffen.

In sehr vielen Fällen sind die Ursachen unklar.


Ein Erklärungsversuch ist der sogenannte Transportstress. (Post Purchase Stress Syndrom; kurz PPS).
Damit ist nicht der "Stress" gemeint, den wir Menschen empfinden, wenn uns alles zu viel wird. Oder wir viel Arbeit haben. Auch nicht das "Durchschütteln während des Transports".
Dieser Stress ist kein psychischer Stress (wie Angst oder dergleichen) sondern ein physischer Zustand.


Landeinsiedlerkrebse sind in der Lage sich wechselnden Haltungsparametern (Wärme, Luftfeuchtigkeit) anzupassen. Dafür brauchen sie allerdings eine gewisse Zeit.

Auf ihrer langen Reise aus ihrer Heimat zu uns in die Terrarien sind sie vielen wechselnden (meist schlechten) Bedingungen ausgesetzt. Und das binnen kurzer Zeit.

Die lange Reise könnte wie folgt aussehen:
  1. Erst das Absammeln sehr vieler Tiere in deren Heimat. (Manche LEK stehen vielleicht kurz vor der Häutung.)
  2. Lagerung vor Ort bis Zwischenhändler die Tiere an die Großhändler oder weitere Zwischenhändler verkauft.
  3. Transport zum Lagerort des Groß- oder Zwischenhändlers (Flug, Schiff, LKW, Zug?). In unbekannten Behältnissen zu unbekannten Haltungsparametern und Klima.
  4. Es könnten weitere Stationen (und Transporte) folgen, bis zum deutschen Großhändler gelangen. In der Zeit lagern sie in Deutschland in unbekannten Behältnissen zu unbekannten Haltungsparametern und Klima.
  5. Sie werden aufgeteilt und an Einzelhändler verkauft und weiter transportiert.
  6. Im Einzelhandel (Online-Shop, Fachhandel) kommen sie in Terrarien mit wieder anderen Haltungsparametern.
  7. Bis sie von uns gekauft werden und in unseren Terrarien landen, wo vermutlich auch wieder andere Paramater vorhanden sind.
Also im ganzen eine lange Reise, in der den LEKs die Zeit fehlt sich anzupassen.
Dazu kommt vermutlich meist noch mangelnder Schutz, (Salz-)Wassermangel, Futtermangel, keine Häutungsmöglichkeit usw. Das führt dazu, dass der LEK bald die Kraft fehlt sich den Bedingungen anzupassen. Das kann soweit gehen, dass seine Atmungsorgane und sein gesamter Organismus nicht mehr richtig funktioniert und das Tier stirbt.


In den meisten Fällen ist also nicht unbedingt der neue LEK Pfleger Schuld!

------------------------------------------------------------------------------------------
Woran erkenne ich ein stark geschwächtes Tier?

  • der LEK läuft 'nackt' herum / der LEK hat sein Schneckenhaus verlassen
    Das Schneckenhaus ist der wichtigste Überlebensschutz für Landeinsiedlerkrebse. Verlässt er sein Haus, ist er Feinden und dem Klima schutzlos ausgeliefert. Daher ein absolut schlechtes Zeichen.
    [INDENT]Achtung, manchmal wechseln LEKs gerne und oft die Häuser. Es kann auch passieren, dass sie kurzzeitig auch mal ohne Haus rumwandern. Das ist jedoch äusserst selten. Hier kommt es drauf an, wie sich der LEK ansonsten verhält.[/INDENT]
  • der LEK liegt nackt im Salzwasser
    s.o. Durch das Salzwasser versucht der LEK vermutlich seine Atmungsorgane feucht zu halten. Da er keine Kraft mehr hat, sein Haus zu tragen.
  • Lange Zeit bewegungslos an selber Stelle
    Liegt ein LEK mehr als einen Tag bewegungslos an der selben Stelle, könnte es auf Probleme hinweisen.
    [INDENT]Aber Achtung, ängstliche LEKs bewegen sich oftmal für sehr viele Stunden nicht.
    Und manchmal meinen wir nur, sie sitzen seit Tagen an ein und demselben Ort. Viele LEKs suchen sich tagsüber immer wieder die selben Schlafplätze aus. Sie bewegen sich tagsüber generell wenig
    [/INDENT]
  • verliert Gliedmassen
    Hier muss geguckt werden, ob der LEK sich evtl. gerade in einer Häutungsphase befindet.
    [INDENT]
    • Sind die Gliedmassen hohl ist es ein Panzer (Exoskelett). Könnte auf Häutung hinweisen.
    • Sind die Gliedmassen nicht hohl, dann ist das kein gutes Zeichen. Ursache unbekannt.
    [/INDENT]
------------------------------------------------------------------------------------------ Was kann ich tun?
Die Frage lässt sich leider nicht konkret beantworten.

Eine gute Möglichkeit wäre:
Sich die Tiere direkt vor Ort anzusehen und sich vom Gesundheitszustand, sowie den Haltungsbedingungen ein Bild zu machen, ist eine gute Möglichkeit fitte Tiere zu suchen.
So könnt Ihr direkt schauen, ob sie sich normal verhalten. Ob sie alle Gliedmassen haben. Ob sie Reaktionen zeigen, usw.
Sollte der Zustand der LEKs oder des drumherums nicht ok sein, dann bitte keine Mitleidskäufe! So hart das auch ist.
Der Händler wird danach neue LEKs kaufen und anbieten und das Spiel beginnt von vorne. Damit tut man nur der Kasse des Händlers einen Gefallen.


Eine weitere Möglichkeit:
Eine langsame Anpassung an die Haltungsbedingung im eigenen Terrarium.
Die LEKs werden nicht direkt ins eigentliche (eingelaufene) Terrarium gesetzt, sondern erst einmal in ein Quarantäne Terrarium. Das natürlich auch alle nötigen Haltunsgbedingungen entspricht. Darin sollen sie die Ruhe bekommen die sie brauchen.
Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden darin nach und nach den Daten im eigentlichen Terrarium angepasst.


Allerdings sind die genannten Optionen keine Garantie die Todesfälle zu minimieren oder zu verhindern!


Ist das Tier sehr stark geschwächt, gibt es in allen Fällen keine Hoffnung.

Kleiner Hoffnungsschimmer:
Handelt es sich um leicht angegriffene LEKs, stehen die Chancen nicht immer so schlecht. Selbst wenn ihm mehrere Beinglieder oder gar Scheren fehlen.
Dafür müssen die Haltungsbedingungen optimal sein. Sein Futter muss ausgewogen und artgerecht sein. Futter bedeutet Kraft.
Selbstverständlich auch Zugang zum Salz- und Süsswasser, sowie genug Bodengrund und Verstecke um sich einzubuddeln und ggfs. zum Häuten.

Dazu noch viel RUHE. So kann er wieder zu Kräften kommen und sich langsam aklimatisieren.
Viele Grüße,

Curlz
und ihre Zwickis


Curlz Crabs Blog
Gesperrt